Heinrich Schütz ist der bedeutendste deutsche Musiker des 17. Jahrhunderts. Im Verlauf seines knapp 90-jährigen Lebens hat er die musikalischen Entwicklungen in Mitteldeutschland so stark geprägt und begleitet wie kein Zweiter.
Wolfgang Caspar Printz schrieb 1690 in seiner Historischen Beschreibung der Edelen Sing- und
Kling-Kunst die „drey berühmten S“, dies waren der Dresdner
Hofkapellmeister Heinrich Schütz, der Leipziger Thomaskantor Johann Hermann
Schein und der Hallesche Musikdirektor Samuel Scheidt, habe „man zu dieser Zeit
für die besten drey Componisten in Teutschland gehalten“. Und tatsächlich: Zu
Lebzeiten wurde Heinrich Schütz als „parens nostrae musicae modernae“, also als
„Vater unserer modernen Musik“ angesehen. Die erste deutsche Musikgeschichte
von 1650 nannte ihn „den allerbesten teutschen Componisten“, und auf seinem
Grabstein wurde er als „seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker“ – als
„saeculi sui musicus excellentissimus“ – bezeichnet. Doch trotz der
Wertschätzung durch seine Zeitgenossen und seine Schüler geriet er nach seinem
Tod für rund 200 Jahre lang in Vergessenheit.
Geboren wurde Heinrich Schütz am 8. Oktober 1585 in
Köstritz, 1590 zog die Familie nach Weißenfels. Im Alter von 13 Jahren wurde
Schütz vom kunstsinnigen Landgrafen Moritz von Hessen entdeckt, der ihn als
Kapellknaben nach Kassel engagierte. Im Anschluss an die von Landgraf Moritz
finanzierte Musik- und Schulausbildung konnte Schütz in Marburg studieren; ab
1609 bezahlte der Landgraf dem jungen Musiker zudem eine dreijährige
Studienreise zu Giovanni Gabrieli nach Venedig. Hier lernte Schütz die modernen
Kompositionstechniken, insbesondere die mehrchörige Kirchenmusik kennen. Als
sein Günstling 1613 endlich nach Kassel zurückkehrte, konnte Landgraf Moritz
von dessen Studienerfolgen aber kaum profitieren. Schon 1614 wurde der
sächsische Kurfürst Johann Georg I. auf den talentierten und gut ausgebildeten
Musiker aufmerksam. Nach zähen Verhandlungen mit dem hessischen Landgrafen
konnte er Schütz 1617 als Hofkapellmeister nach Dresden verpflichten.
Schütz bekleidete das Amt über 50 Jahre. Seine Dienstzeit
wurde 1628 von einer zweiten Italienreise unterbrochen, die ihn erneut –
diesmal für über ein Jahr – nach Venedig führte. Im Zuge der Wirren des
Dreißigjährigen Krieges, der 1631 auch Sachsen erreichte, kam die Dresdner
Musikpflege zusehends zum Erliegen. Als die sächsische Prinzessin Magdalena
Sibylle den dänischen Kronprinzen heiratete, reiste Schütz von 1633 bis 1635
nach Kopenhagen, um die musikalische Leitung der Hochzeitsfeierlichkeiten zu
übernehmen und den Kriegswirren in seiner Heimat für einige Zeit zu entfliehen.
Zurück in Dresden versuchte er sich mit seinen Kompositionen auf die veränderten
Aufführungsbedingungen der Kriegsjahre einzustellen. Seine Kleinen Geistlichen Concerte, die 1636
erschienen, trugen diesem Umstand durch eine verringerte Chor- und
Instrumentalbesetzung Rechnung.
Mit dem Tod Johann Georgs I.1656, vereinigte der neue
Kurfürst, Johann Georg II., die Hofkapellen und entband Schütz – langersehnt –
im Alter von inzwischen 71 Jahren vom regelmäßigen Dienst der Hofkapelle. Als
nunmehr „älterer“ bzw. „Ober-Kapellmeister“ hatte er nur noch episodisch
Aufgaben in Dresden zu erfüllen. Daher nahm er seinen ständigen Wohnsitz ab
1657 wieder in die Stadt seiner Kindheit und geht nach Weißenfels. Begraben
wurde er jedoch in Dresden, wo er sich zum Zeitpunkt seines Todes am 6.
November 1672 aufgehalten hatte.